Cvijeta Zuzorić (Flora Zuzzeri) ist das beweiskräftigste Beispiel dafür, wie ausgeprägt und wie unverwischbar die (vergangene) Spur der Leidenschaft und die (vergangene) Spur der (körperlichen und geistigen) Schönheit sein kann, und wie weit sie sowohl räumlich als auch zeitlich reichen kann.
Ihr Bild wird so lange von einem literarischen Spiegel an den nächsten weitergegeben, bis es die Unendlichkeit erreicht und dorthin verschwindet, woher es kam. In den beiden erhaltenen Bildnissen (deren Echtheit heute bezweifelt wird) kann man all das sehen, was Cvijeta zu sehen zuließ, so dass man fasziniert ist von dem was man sieht und zugleich die Phantasie angeregt wird durch das, was man nicht sieht. Und all dies, um das wahre Antlitz der Wirklichkeit abzubilden, die so modeliert wurde, dass wir vom Phänomen Cvijeta Zuzorić sprechen können.

Rufen wir uns die wichtigsten Daten ins Gedächtnis: Cvijeta Zuzorić wurde 1552 in Dubrovnik geboren. Als kleines Mädchen zieht sie mit ihrer Mutter Màra und ihrem Vater Fran, einem Kaufmann, nach Ancona. Dort heiratet sie 1570 den adeligen florentinischen Kaufmann Bartolomeo Pescioni. Da ihr Mann florentinischer Botschafter in der Republik Ragusa (Dubrovnik) ist, kehrt sie mit ihm in ihre Heimatstadt zurück. Von hier muss sie 1583 fortgehen bzw. fliehen. 1648 wird sie auf dem väterlichen Friedhof in der Kirche San Francisco ad alto beigesetzt. Bis heute weiß man nicht, wo sich ihr Grab befindet. Sie hatte fünf Schwestern (Nika, Lukrecija, Elizabeta, Katarina und Margarita) und vier Brüder (Peter und Nikola waren Mönche, Vlaho und Bernardo Kaufleute). Man weiß, dass sie Gedichte schrieb und Lieder komponierte. Nichts von all dem ist erhalten.

Über Cvijeta Zuzorićs Gedichte schrieben Zeitgenossen wie Dominko Zlatarić, Miho Monaldi, Miho Bunić Babulinov, Marin Battitore, Cesare Simoneti da Fano, Gianbattista Boccabianca, Torquato Tasso (auf Bitten von Julije Mostije, wobei nichts darauf hinweist, dass Tasso sie kannte oder ihr je persönlich begegnet ist) und sie widmeten ihr Werke. Dinko Ranjina und andere kannten sie mit Sicherheit. Und heute ist sie bei den Dichtern bekannt.

Nikola Gučetić (Gozze) schrieb zwei Werke über bzw. für sie: Dialogo della Bellezza detto Antos und Dialogo d'Amore detto Antos. Beide veröffentlichte er 1581 in Venedig.
Zu jenem Zeitpunkt lebte Cvijeta bereits seit zehn Jahren in Dubrovnik. Sie verändert ihr Aussehen. Von da an ist nichts mehr wie es war. Was bis dahin von göttlicher Schönheit war, ist nun nur noch schön; was schön war, wird normal; was normal war, wird hässlich; was hässlich war, wird widerlich. Der Ausverkauf der Schönheit beginnt... es entsteht Hass auf alles, was mit ihr verglichen wird und Hass gegen sie. Wildes Paradox der Schönheit kehrt sich plötzlich um und wird hässlich. Wie viele andere musste Cvijeta die Stadt 1583 verlassen. Niko Gučetić (Gozze) veröffentlicht 1584 in Venedig das Werk “Discorsi sopra le Metheore d’Aristotele”.

Im Prolog, der auf den 15.07.1582 datiert ist (als Cvijeta noch in der Stadt war), verteidigt seine Frau Màra, geborene Gundulić (Cvijetas Gesprächspartnerin im erwähnten, von Gučetić verfassten Dialog), ihre Freundin gegen die Beleidigungen und verurteilt die Letargie der Gesellschaft von Ragusa scharf. Die Behörden konfiszieren Gučetićs Buch. Im darauffolgenden Jahr, 1585, erscheint in Venedig die zweite Ausgabe mit dem Titel “Discorsi sopra le Metheore d´Aristotile”. Màras Vorwort wird zensiert und Teile daraus gestrichen (die komplette Anklage derjenigen, die Cvijeta beleidigen, fällt weg) und es wird wird ein Nachsatz eingefügt, der das Datum 27.03.1585 enthält (Cvijeta ist bereits in Ancona).